Ein Gebäck zwischen „Legende“ und Geschichte
Der Tradition zufolge sind die Baci di Dama im Hause Savoyen mitten in der Zeit des Risorgimento, genauer gesagt 1852, entstanden. Es war König Viktor Emanuel, der seine Hofkonditoren eines Tages im Frühling bat, ein einzigartiges und besonderes Gebäck zu kreieren, das er noch nie zuvor gekostet hatte. Keine leichte Aufgabe, denn wie es schien, verlangte der Vater des vereinigten Italiens von seinen Bediensteten, ausschließlich Zutaten zu verwenden, die sie bereits in der Speisekammer hatten, und nichts sonst. Die kundigen Hände der Hofkonditoren enttäuschten den Gaumen seiner Hoheit nicht, denn sie holten die ersten Baci di Dama der Geschichte aus dem Ofen, die wegen ihres unverwechselbaren Geschmacks auch bei den anderen Herrscherfamilien Europas Anklang fanden.
Eine sehr eindrucksvolle Legende, gewiss, vor allem, weil sie mit einer der Adelsfamilien verbunden ist, auf die viele Piemonteser Traditionen zurückgehen. Die wahre Entstehung der Baci di Dama sieht jedoch, wie es oft bei Rezepten vorkommt, die voll und ganz zur Geschichte der italienischen Küche gehören, ein bisschen anders aus, ist aber dennoch nicht weniger wichtig und kostbar. Es scheint, dass die Ursprünge dieser köstlichen Kekse tatsächlich im Piemont, in der Zeit der Belle Époque zu suchen sind: genauer gesagt, in der Provinz Alessandria im Jahre 1893. Sie wurden von der Pasticceria Zanotti in Tortona erfunden, die das Rezept und die Form, sowie die Regel, wonach der perfekte Bacio di Dama ungefähr 11 Gramm wiegen soll, bis heute erhalten hat.
Die Baci di Dama gibt es in verschiedenen Varianten, auch wenn die zwei Hauptrezepte die ausschließliche Verwendung von Haselnüssen oder Mandeln vorsehen. Die Verwendung von Haselnüssen für die Zubereitung von Piemonteser Süßspeisen war damals sehr verbreitet, da sie einfach in den Langhe zu finden waren und somit nicht so teuer waren.
Mandeln hingegen wurden als Zutat von Stefano Vercesi verwendet. Der Inhaber der gleichnamigen Pasticceria fügte dem Teig einen Hauch Kakao hinzu und rief damit die sogenannten Baci Dorati ins Leben, die 1906 auf der Fiera Internazionale di Milano die Goldmedaille gewannen.